Josephus Flavius: Antiquitates Iudaicae (lib. XIV-XX). Bellum Iudaicum (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 163)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Flavius Josephus: Antiquitates Iudaicae/Bellum Iudaicum
Die Folianten sind offensichtlich als zweibändige Edition der beiden Hauptwerke des Flavius Josephus (37/38-100) angelegt und - wenn das einheitliche Schriftbild nicht trügt - von einem einzigen Kalligraphen geschrieben. Dom Hs. 162 enthält die Bücher 1-13 der 'Jüdischen Altertümer' (die Lagen 7-14 fehlen), Dom Hs. 163 schließt mit den restlichen Büchern 14-20 sowie den sieben Büchern des 'Jüdischen Kriegs' an.
Die kodikologische Einrichtung, vor allem der gleichmäßige Aufbau beider Handschriften in Lagen zu jeweils vier Doppelblättern (Quaternionen), die vom Schreiber auf dem letzten Blatt mit Reklamanten numeriert sind, um dem Buchbinder die richtige Reihenfolge an die Hand zu geben, setzt ein professionell arbeitendes Skriptorium voraus. Die Prologe zu beiden Texten sowie alle Bücher beginnen mit großen Rankeninitialen, bisweilen um Tiermotive bereichert, deren Farbgründe in der Dom Hs. 162 auch in Gold ausgeführt sind. Dies wie weitere stilistische Unterschiede lassen zwei Initialmaler annehmen, die jeweils einen Band ausschmückten. Ob die wohl noch ins 3. Viertel des 12. Jahrhunderts zu datierenden Bände in Köln entstanden sind, kann ebensowenig mit Sicherheit erschlossen werden wie der Entstehungsort der etwas jüngeren Handschrift mit denselben Josephus-Texten W 276 im Stadtarchiv Köln mit einem spätmittelalterlichen Besitzvermerk des Prämonstratenserklosters Wedinghausen bei Arnsberg (J. Vennebusch, Die theologischen Handschriften des Stadtarchivs Köln IV, Köln/Wien 1986, S. 155f.). Innerhalb der Kölner Buchkunst romanischer Zeit scheint die Augustinus-Handschrift Cod. 5 in scrinio in Hamburg nächstverwandt, die aus dem Kölner Benediktinerkloster St. Pantaleon stammt (T. Brandis, Die Codices in scrinio der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Hamburg 1972, S. 33ff.). Nicht aufgrund der Farbigkeit, wohl aber des vegetabilen Formenrepertoires wegen wird man Dom Hs. 31 (Kat.Nr.31) in einen Vergleich einbeziehen können.
Schon bei den Kirchenvätern sehr beliebt, gehörten die Schriften des Flavius Josephus noch über das Mittelalter hinaus zu den am meisten gelesenen Geschichtsbüchern der Antike; man wird ihre Präsenz in jeder mittelalterlichen Klosterbibliothek annehmen dürfen. Der aus jüdischem Priesteradel stammende Josephus, der in Folge des jüdischen Aufstands im Jahre 67 n.Chr. in römische Gefangenschaft geriet, hatte dem siegreichen Flavier Vespasian dessen künftige Kaiserwürde prophezeit, die sich zwei Jahre später erfüllte und zur Freilassung des Josephus führte; seitdem trug dieser den Beinamen Flavius. Die ursprünglich aramäisch geschriebene, in den Jahren 75/79 jedoch griechisch veröffentlichte Schrift zum Jüdischen Krieg schildert die Vorgeschichte und Geschichte dieses Krieges bis zur Eroberung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. durch Titus; die 93/94 ebenfalls griechisch erschienenen 'Jüdischen Altertümer' beginnen mit der Erschaffung der Welt und enden mit dem Ausbruch des Jüdischen Krieges. Unterschiedliche Autoren zitierend, schuf Josephus mit diesem Werk eine Paraphrase zu den alttestamentlichen Geschichtsbüchern, mit dem anderen überliefert er die wohl wichtigste Quelle für die jüdische Geschichte im Jahrhundert vor und nach Christus. Hieraus resultiert die Beliebtheit der Texte und ihre Verbreitung im Mittelalter. Die lateinische Übersetzung aus dem Griechischen wurde Rufinus von Aquileia (um 345-411/412), dem Freund des hl. Hieronymus, zugeschrieben und mit dieser Autorschaft von Johann Froben 1524 in Basel ediert. In den beiden Foliobänden der Dombibliothek finden sich zu Seiten aller Buchanfänge der 'Antiquitates Iudaicae' Angaben über die Jahresanzahl des im jeweils folgenden Text behandelten Zeitraums in rot und grün alternierender Schrift, zudem viele grün umrandete marginale Hinweise auf bestimmte Textstellen, womit der Schreiber oder ein wenig später tätiger Bearbeiter bisweilen auch mit Aufforderungen zur Beachtung (Nota) Zeitbezüge anmerkt, wenn es dort etwa heißt: Nota pro nobilibus canonicis - Merkenswert für die vornehmen Kanoniker.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 323-326 (Joachim M. Plotzek)
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