Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 1117

Bibliographische Beschreibung

Sammeltitel
Stundenbuch
Entstehungsort
Köln
Entstehungszeit
um 1500
Format
17,2 cm x 11,7 cm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7432 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Diözesanbibliothek
Signatur
Cod. 1117
Katalogsignatur
Schulten-1978: 149

Buchschmuck

  • Das Buch ist in niederländischer Sprache geschrieben. Es beginnt mit dem kirchlichen Kalender. Die eigentlichen Tageszeiten und einige andere Gebete sind zu Beginn links durch ein ganzseitiges Bild ausgezeichnet, die erste Textseite rechts durch eine Initiale mit einem Bild und reicher Textumrandung.

    1. Tageszeiten der Gottesmutter. Nachtgebet: Verkündigung (links) und Maria mit Kind (rechts). Morgenlob: Maria besucht Elisabeth (beide knien). Prim: Anbetung des Kindes durch Maria und Josef. Terz: Hirtenverkündigung. Sext: Anbetung der Könige. Non: Darstellung im Tempel. Vesper: Flucht nach Ägypten. Complet: Krönung Mariens durch Gottvater.

    2. Tageszeiten des ehrwürdigen Heiligen Kreuzes. Nachtgebet: Gefangennahme (links), Schmerzensmann (rechts). Morgenlob: Christus vor Pilatus. Prim: Geißelung. Terz: Dornenkrönung. Sext: Kreuztragung. Non: Jesus stirbt am Kreuz. Vesper: Beweinung. Complet: Grablegung.

    3. Tageszeiten der ewigen Weisheit. Nachtgebet: Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit (links), Christus segnend mit Weltkugel (rechts). Der Beginn der übrigen Gebetsstunden ist durch reich geschmückte Initialen angegeben.

    4. Tageszeiten des Heiligen GeistesNachtgebet: Herabkunft des Hl. Geistes (links), Taube des Hl. Geistes (rechts). Der Beginn der übrigen Stunden wie unter 3.

    5. Neun Gebete vor den Waffen unseres Herrn (Ablaßgebete). Gregorsmesse (links ganzseitig), Antlitz Christi (rechts).

    6. Gebete zum süßen Namen Jesu von Vinzenz Ferrer O.P. (heiliggesprochen 1445). Initiale O mit Jesuskind segnend und Weltkugel in der Linken.

    7. Ablaßgebete zu Maria, Maria mit Kind im Strahlenkranz auf der Mondsichel.

    8. Gebete zur hl. Anna. Anna Selbdritt.

    9. Gebete zum hl. Franziskus. Franziskus mit Wundmalen.

    10. Gebete zur hl. Magdalena. Magdalena mit Salbgefäß.

    11. Gebete zur hl. Katharina. Katharina mit Krone, Schwert und Rad.

    12. Gebete zur hl. Barbara. Barbara mit Buch und Turm (kniend). Anschließend Gebet vor und nach der Kommunion.

    13. Sieben Bußpsalmen. Bad der Bathseba (ganzseitig links) mit David in einem Wasserschloß. Im Hintergrund David betend und Kampfszene. Ein Engel am Himmel steckt das Schwert in die Scheide. Rechts Initiale. - Anschließend folgt die Allerheiligenlitanei, die außer den in Köln besonders verehrten Heiligen auch die hll. Bavo von Gent, Willibrord, Servatius von Maastricht, Odulf von Utrecht, Lebuinus von Deventer, Rabboot von Löwen, Lambertus und Ludger erwähnt. Das Buch mit der Litanei ist ein Zeugnis dafür, daß vor der Reformation der gesamte niederländische Raum mit Köln als eine sprachliche und religiöse Einheit empfunden wurde.

    14. Nachtwache der neun Lesungen. Es sind Gebete um einen guten Tod und für die Verstorbenen in Form des Nachtgebetes und des Morgenlobes. - Weltgericht (links, ganzseitig). Der Weltenrichter mit Schwert und Lilie segnend auf dem Regenbogen und der Weltkugel. Zur Seite knien Maria und Johannes der Täufer. Unten links Petrus und die Seligen in der Himmelspforte und rechts der Höllenrachen mit Verdammten.

    Die Rahmen und Zierleisten des Stundenbuches zeigen reiche Akanthusranken mit eingefügten naturalistischen Blumen und Früchten, Käfern, Vögeln, Drachen und menschlichen Wesen. Immer ist der Zierat durch Schattenbildung ins Plastische gehoben. Gelegentlich werden die Leisten durch farbliche Unterschiede geometrisch in Dreiecke, Trapeze und unregelmäßige Vierecke aufgeteilt. Auch textile Muster verwendet der Maler. Manchmal sind die Blumen- und Tierdarstellungen auf Goldgrund ohne verbindende Ranken zusammengeordnet. Die Initialen sind in ihren reichen Formen aus Akanthusranken und kämpfenden Drachen, einmal aus kämpfenden Männern gestaltet. Glanz- und Mattgold sind reichlich verwendet. Manche Formen, auch im figürlichen Bereich, erinnern an das Evangeliar aus Kempen (Köln 1512), oder an das Graduale aus St. Kunibert (Köln 1512). Auch das lateinische Stundenbuch in Darmstadt (Aachen 1505) und die Makkabäerhandschrift im Kölner Domschatz (Köln 1525) können zum Vergleich herangezogen werden. Die zahlreichen Bildmotive, die auch sonst in der Malerei und Plastik häufig vorkommen, werden inhaltlich gedeutet durch die ihnen zugeordneten Gebete. Dadurch wird zu einem Teil angegeben, welchen Stellenwert diese Bilder in der Frömmigkeit des späten Mittelalters einnahmen. Das Stundenbuch war für den privaten Gebrauch bestimmt.

    Der Schreiber des Büchleins ist Heinrich von Köln (Zonsbeck), Priester und Mönch der Abtei Groß St. Martin. Der Vergleich der Pfingstbilder in unserem Stundenbuch und im großen Graduale (Nr. 185) und andere Vergleiche zwischen den Malereien in beiden Büchern lassen auf den gleichen Maler schließen. Wahrscheinlich ist der Schreiber des Stundenbuches auch dessen Maler.

Quellenangabe

  • Schulten, Walter: Kostbarkeiten in Köln: Erzbischöfliches Diözesan-Museum, Katalog. Köln 1978.
Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7432
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7432
Lizenzangaben

Die Bilder sind unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 veröffentlicht

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