Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 14

Bibliographische Beschreibung

Sammeltitel
Evangeliar
Entstehungsort
Saint-Amand
Entstehungszeit
4. Viertel des 9. Jahrhunderts
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
215 Blätter,
Format
307 mm x 215 mm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7690 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Dom Hs. 14
Katalogsignatur
von-Euw: 5.

Zustand und Zusammensetzung

Lagenstruktur
Lagen ohne Signaturen: 1-26, 36-1, 4-178, 18-196, 208, 216, 224, 23-293, 306.
Seiteneinrichtung
Schriftspiegel 185 mm x 170 mm . einspaltig zu 25 Zeilen , Abstände der Lineatur von links nach rechts 20, 9, 113, 9, 20 mm.

Schrift und Hände

Evangelientext in großer, Vorreden, Kapitelverzeichnisse und Capitulare Evangeliorum in kleiner karolingischer Minuskel. Anfangsbuchstaben nach Interpunktionen im Text unzial mit Tinte, Initialen zu den Anfängen der Eusebianischen Sinnabschnitte kapital in Gold geschrieben. Marginale Kapitelzahlen und Zahlen der Eusebianischen Canones in Minium, die Konkordanzen in Tinte. Auszeichnungsschriften in goldener und miniumfarbiger Capitalis monumentalis, Capitalis rustica und Uncialis.

Buchschmuck

  • Bild- und Titelseiten sowie Initial- und Schriftzierseiten in Gold und Silber sowie leichter Deckfarbenmalerei mit Purpur, Blau, Grün, Gelb, Orange (Minium), Weiß und Schwarz.

Einband

Pergament mit massiver Deckelfüllung aus Papiermache, Mitte des 18. Jahrhunderts.

Geschichte der Handschrift

Herkunft
Entstehungsgeschichte: Nach Einrichtung, Schrift und Kompositionsprinzipien erscheint die Handschrift dem Evangeliar Schnütgen-Museum, Köln, G 531 (Nr. l) nächstverwandt, doch ist auch über ihre Herkunft bisher nichts bekannt geworden. Die Evangelistenbilder sowie das doppelseitige, heute nur noch Fol. 15v mit den Gestalten von Maria und Johannes erhaltene Kreuzigungsbild geben einen tieferen Einblick in die Überlieferungsgeschichte der Bilder im Bereich der franko-sächsischen Schule. Im Gegensatz zu Evangeliar Schnütgen-Museum, Köln, G 531 sind die Evangelistensymbole hier ganzfigurig und ungeflügelt, stimmen jedoch nicht mit der auf Tatian (um 120 bis nach 170) zurückgehenden insularen Symbolreihe überein, sondern spiegeln wahrscheinlich eine andere sehr alte italische Tradition, die in die Zeit des spätrömischen Dichters Sedulius (5. Jh.) zurückführen könnte, aus dessen Titel: Carmen paschale (1.355-538. - MGH Poet III, 263. D. Schaller, E. Könsgen, Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Göttingen 1977, Nr. 7013, 9293, 8555, 9781) die Verse zitiert sind, die die Symbole umkreisen. Die Evangelistengestalten scheinen dagegen vor allem im Stil insulare Vorbilder zu spiegeln. Eine ikonographische Besonderheit der Handschrift ist der Kapitellschmuck der Arkaden der Evangelistenbilder sowie der gegenüberliegenden Incipit-Seiten. Man kann ihn als Wiederholung der Evangelistensymbole interpretieren, doch glauben wir, daß solche Kapitelle einer sehr alten italischen Vorlagenschicht der Handschrift entstammen, in der sie noch nicht die Bedeutung der Evangelistensymbole hatten. Analogien konnten wir im Umkreis der Liber Viventium Fabariensis, Cod. Fab. l im Stiftsarchiv von St. Gallen, aufdecken. Ähnlich wie in Evangeliar Schnütgen-Museum, Köln, G 531 kennt auch diese Handschrift den rhythmischen Wechsel im Bereich der Rahmung von Bild- und Zierseiten. Doppelseiten mit Arkaden und hochrechteckig gerahmte Doppelseiten wechseln sich ab. Doch wirkt die Initialornamentik im Vergleich zu Evangeliar Schnütgen-Museum, Köln, G 531 trotz dieser anspruchsvollen Aufteilung gegenüber dem sie umgebenden Raum etwas unterlegen. Vielleicht ist die Handschrift deshalb als ein nach dem Normanneneinfall (881 und 883) entstandenes, mit dem Wiederaufbau des Klosters des hl. Amandus verbundenes Werk der Schule von Saint-Amand zu betrachten.

Inhaltsangabe

  • Fol. 1v-5v Vorreden zu den vier Evangelien.
    • Ar/v-lr leer,
    • 1v Bild des hl. Hieronymus mit der Inschrift S(AN)C(TV)S HIERONIMVS,
    • 2v Initialzierseite zum Prolog NOuum opus me,
    ,
    • 3v-4v Plures Fuisse,
    • 4v-5r Ammonius quidem,
    • 5v Sciendum.
  • Fol. 5v-8r Matthäus-Argument und Kapitelverzeichnis zum Matthäusevangelium.
    • 5v-6r Mattheus ex Iudaea,
    • 6r-8r Kapitelverzeichnis (I-XXVIII),
  • Fol. 9v-15r Zwölfseitige Kanonfolge.
    • 9v-10r Can. I:IIII - I:IIII,
    • 11v-12r Can. II:III - III:III,
    • 12v-13r Can. IIII:III - V:II,
    • 13v-14r Can. VI:II, VII:II, VIII:II-VIIII: II, X:I,
    • 14v-15r Can. X:I, X:I, X:I, X:I - X:I.
  • Fol. 15v-65v Matthäusevangelium.
    • 15v Bildseite mit Maria und Johannes dem Evangelisten sowie den Inschriften S(AN)C(T)A MARIA, S(AN)C(TV)S ioh(annes). Die gegenüberliegende Seite mit Christus am Kreuz sowie die darauffolgende Bildseite mit dem Evangelisten Matthäus fehlen.
    • 16r Titelseite INC(I)P(I)T EV(AN)G(E)L(IVM) S(E)C(VN)D(VM) MATTH(EVM),
    • 16v-17r Initialzierseiten LIBER - GENERATIONIS,
    • 17v-18r Schriftzierseiten mit dem Matthäusevangelium in goldener Uncialis,
    • 65r Schluß des Matthäusevangeliums,
  • Fol. 66r-100r Markusevangelium mit Vorrede und Kapitelverzeichnis.
    • 66r-66v Markus-Argument Marcus evangelista,
    • 66v-67r Kapitelverzeichnis (I-XIII), im Incipit und Explicit irrtümlich als Argumentum bezeichnet.
    • 67v Bild des Evangelisten Marcus mit Titulus: MARCVS VT ALTA FREMIT VOX PER DESERTA LEONIS = Wie oben Markus, brüllt die Stimme des Löwen in der Wüste.
    • 68r Titelseite INC(I)P(I)T EV(AN)G(E)L(IVM) S(E)C(VN)D(V)M MARCV(M).
    • 68v-69r Initialzierseiten I-NITIVM,
    • 99v Schluß des Markusevangeliums,
  • Fol. 100v-158r Lukasevangelium mit Vorrede und Kapitelverzeichnis.
    • 104v Bild des Evangelisten Lukas mit Titulus: IVRA SACERDOTII LVCAS TENET ORA IVVENCI = Lukas hält die Rechte der Priesterschaft und hat (deswegen) das Gesicht eines jungen Stieres,
    • 105r Titelseite INC(I)P(I)T EV(AN)G(E)L(IVM) S(E)C(VN)D(V)M LVCA(M),
    • 158r Schluß des Lukastextes.
  • Fol. 158v-201v Johannesevangelium mit Vorrede und Kapitelverzeichnis,
    • 158v-159r Johannes-Argument Hic est Iohannes,
    • 159r-160r Kapitelverzeichnis (I-XIIII) mit der Überschrift: Incipit breuiarius,
    • 160v Bild des Evangelisten Johannes mit Titulus: MORE VOLANS AQVILAE VERBO PETIT ASTRA IOHANNES = Wie der Adler fliegend strebt Johannes durch das Wort zu den Sternen.
    • 161r Titelseite INC(I)P(I)T EV(AN)G(E)L(IVM) S(E)C(VN)D(V)M iohan(nem),
    • 161v-162r Initialzierseiten IN-PRINCIPIO,
    • 200r Schluß des Johannesevangeliums,
  • Fol. 202r-215r Capitulare Evangeliorum,
    • 213r Item lectiones euangeliorum de diuersis causis,

Bibliographie

  • Ph. Jaffé, W. Wattenbach, Ecclesiae Metropolitanae Coloniensis Codices Manuscripti, Berlin 1874, No. 14.
  • St. Beissel, Geschichte der Evangelienbücher in der ersten Hälfte des Mittelalters, Freiburg i. Br. 1906, S. 156 f., 334.
  • A. Goldschmidt, Die deutsche Buchmalerei I, Firenze-München 1928, S. 48, Taf. 49.
  • A. Boeckler, Abendländische Miniaturen bis zum Anfang der romanischen Zeit, Berlin-Leipzig 1930, S. 51.
  • C. Nordenfalk, Ein karolingisches Sakramentar aus Echternach und seine Vorläufer, in: Acta Archaeologica 2, 1931, S. 235 f.
  • A. Boutemy, Quel fut le foyer du style franco-saxon? in: Annales du Congres archeologique et historique de Tournai, Tournai 1949, p. 12.
  • P. Bloch, H. Schnitzler, Die Kölner ottonische Malerschule II, Düsseldorf 1970, S. 14, 145 f.
  • W. Koehler, Buchmalerei des frühen Mittelalters. Fragmente und Entwürfe aus dem Nachlaß, hrsg. v. E. Kitzinger und F. Mütherich, München 1972, S. 172 f., 175. 179.
  • W. Schulten, Der Kölner Domschatz , Köln 1980, Nr. 2, Abb. 25-29.
  • Kat. Ornamenta Ecclesiae 1. Köln 1985, Nr. C 10.
  • A. von Euw, Liber Viventium Fabariensis. Das karolingische Memorialbuch von Pfäfers in seiner liturgie- und kunstgeschichtlichen Bedeutung, Bern - Stuttgart 1989, S. 162. 180 ff., 210, Abb. 134-136.

Quellenangabe

  • Euw, Anton von: Das Buch der vier Evangelien - Kölns karolingische Evangelienbücher. Begleitheft zur Ausstellung des Schnütgen-Museums, Köln 7. April - 9. Juli 1989. Kölner Museums-Bulletin, Sonderheft 1/1989. S. 47-48
Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7690
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-7690
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