Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 171

Bibliographische Beschreibung

Handschriftentitel
Predigtsammlung Erzbischof Hildebalds
Entstehungsort
Köln
Entstehungszeit
1. Viertel 9. Jh.
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
97 Blätter
Format
285 mm x 210 mm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-6076 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Cod. 171

Überblickbeschreibung

Predigtsammlung Erzbischof Hildebalds

Bereits Morin (1953, S.CIVf.) befaßte sich im Zuge seiner Edition von Predigten des Caesarius, Bischof von Arles (502-542), mit Dom Hs. 171. Er hatte den Codex schon 1900 untersucht, als die Dombibliothek in einem der beiden Domtürme (in una turrium ecclesiae maioris) aufbewahrt wurde. Morin fand darin damals dreizehn Predigten, die er Caesarius zuschrieb. Ihm folgte Étaix (1988, S. 125ff.) mit einer Analyse sämtlicher Texte, die er nun 'Le sermonnaire d'Hildebold de Cologne' (Das Predigtbuch des Hildebald von Köln) betitelte. Es handelt sich seiner Meinung nach um eine Sammlung, die weniger zum Gebrauch in der Liturgie des Kirchenjahres, als vielmehr zur Vorbereitung auf die persönliche seelsorgerische Tätigkeit des Oberhirten entstand. Außer den Predigten des Caesarius, der als Galliens großer Volksprediger galt, finden sich in der Sammlung Stücke von Augustinus (354-430; bzw. Pseudo-Augustinus), Auszüge aus der von Rufinus von Aquileia (um 345-411/412) nach Eusebios von Kaisareia (260/264-339/340) ins Lateinische übersetzten Kirchengeschichte, Texte von Sulpicius Severus (gest. nach 406), Gregor dem Großen (590-604), Isidor von Sevilla (um 560-636) und anderen.

Einrichtung, Schrift und Schmuck waren für Jones (1971, S. 21f.) Kriterien zur Einordnung der Handschrift in die Spätzeit (um 811-818) des Kölner Hildebald-Skriptoriums. Daß das Werk tatsächlich als Hildebalds persönliches, außerliturgisches Homiliar betrachtet werden darf und daß der Erzbischof sich mit Predigtsammlungen besonders befaßte, legt das von ihm bei Abt Lambert von Mondsee bestellte Homiliar Codex 1014 der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien) nahe (Barré 1961, S. 78ff.). Es enthält die Dedikation In gloriam et honorem Dei atque Hildebaldi archiepiscopi ego Lantpertus abbas hunc librum rogabo scribere - Zu Ruhm und Ehre Gottes und Erzbischof Hildebalds bat ich, Abt Lambert, dieses Buch zu schreiben.

Autor des Textes: Anton von Euw

Zustand und Zusammensetzung

Lagenstruktur
Lagen 1-68, 76, 8-128, 136-3 ;
Seiteneinrichtung
Schriftspiegel 205 mm x 147 mm ;Blindliniierung mit Versalienspalten ( 9 mm ); Zirkelstiche auf allen äußeren Seitenlinien; einspaltig; 22 Zeilen.

Schrift und Hände

Lateinischer Text in dunkelbrauner karolingischer Minuskel; rubrizierte Titel in Uncialis;

Buchschmuck

  • Zu den Perikopenanfängen und den Anfängen der Predigten Majuskeln in Tinte, teilweise mit gespaltenen, manchmal minium-gefüllten Buchstabenkörpern, das P(ropitia) (2r) ebenso umpunktet.

Einband

Einband: Pergament mit Streicheisenlinien über Pappe (Mitte 18. Jh.).

Geschichte der Handschrift

Provenienz
Nach dem wohl originalen Besitzvermerk (1r) gehörte der Band zur Bibliothek Erzbischof Hildebalds (vor 787-818). Darmstadt 2153.

Inhaltsangabe

  • 1r Besitzvermerk in etwas unsicherer Capitalis des 9. Jhs. und Federproben CODEX SANCTI PETRI SUB PIO PATRE HILDIBALDO SCRIPTUS ; der Name Hildebald war in HILBALDO verschrieben, das fehlende DI vom Schreiber alsdann eingefügt; darunter in sicherer karolingischer Minuskel der Titel omelia excerpta diversorum patrum de diebus festis; derselbe Titel als Federprobe darübergekritzelt.
  • 1v Vorliniiert, leer.
  • 2r-97r Festtagshomiliar mit 50 Homilien, vorwiegend zum Weihnachts- und Osterfestkreis sowie zu verschiedenen Heiligenfesten ( Étaix 1988, 116-121 ):
    • 2r Vigil zu Weihnachten (Caesarius);
    • 3v Weihnachten (Pseudo-Bonifatius);
    • 4v Weihnachten (Rufinus/Gregor von Nazianz);
    • 5v Weihnachten (Gregor d. Gr.);
    • 7v Weihnachten (Anonymus);
    • 11v Weihnachten (Gregor d. Gr.);
    • 12r Stephanus (Caesarius);
    • 15r Johannes Ev. (Isidor);
    • 17v Unschuldige Kinder (Anonymus);
    • 20v Silvester (Exzerpt der Vita Silvestri);
    • 22v Oktav von Weihnachten (Gregor d. Gr.);
    • 24v Epiphanie (Gregor d. Gr.);
    • 27v Epiphanie (Pseudo-Faustinus);
    • 31v Epiphanie (Isidor/Caesarius);
    • 33r Mariä Verkündigung (Isidor);
    • 34v Maria als Stella maris (Walahfried Strabo?);
    • 35r Cathedra Petri (Isidor-Exzerpt u.a.);
    • 37r Conversio Pauli (Hieronymus);
    • 39r Polykarp von Smyrna (Rufinus/Eusebius);
    • 42r Anastasius (Caesarius);
    • 44v Anastasius (Caesarius);
    • 47r Aschermittwoch (Caesarius);
    • 49r Fastenzeit (Caesarius);
    • 52r Fastenzeit (Gregor d. Gr.);
    • 55r Fastenzeit (Gregor d. Gr.);
    • 56v Fastenzeit (Pseudo-Augustinus);
    • 57v Fastenzeit (Isidor);
    • 59v Gründonnerstag (Caesarius);
    • 60v Karfreitag (Isidor/Gregor d. Gr.);
    • 63r Ostersonntag (Pseudo-Augustinus);
    • 65v Ostersonntag (Gregor d. Gr.);
    • 67v Ostersonntag (Gregor d. Gr.);
    • 69r Oktav von Ostern (Gregor d. Gr.);
    • 74v Oktav von Ostern (Maximus/Caesarius);
    • 77v Sermo sancti Faustini über das Jüngste Gericht und die Ewige Glückseligkeit (Caesarius);
    • 79r Jakobus d.J. (Rufinus/Eusebius);
    • 81r Jakobus d.Ä. (Rufinus/Eusebius);
    • 82r Enthauptung Johannes d.T., Martyrien Jakobus d.Ä. und des Petrus (mit Zitat der Psalmen 32 und 33);
    • 82v Die Sieben Makkabäerbrüder (2 Makk 7, 1-42);
    • 84v Enthauptung Johannes d.T. (Hieronymus mit Zusätzen);
    • 86r Enthauptung Johannes d.T. (Rufinus/Eusebius);
    • 86v Martin (Auszüge aus: Sulpicius Severus, Vita sancti Martini);
    • 89v Augustinus über Mt 11,12: " bis heute wird dem Himmel Gewalt angetan.";
    • 90v Über Ps 116,15 "Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen." (Eusebius Gallicanus);
    • 91v Augustinus über Ps 136,1: "Danket dem Herrn, denn er ist gütig." (Pseudo-Augustinus);
    • 94r Augustinus über den Apostel Paulus (Caesarius);
    • 95v Augustinus über den Apostel Paulus, die Vorteile des Lesens der Hl. Schrift;
    • 95v Augustinus über das Buch der Psalmen (Pseudo-Augustinus, Vorrede zu den Psalmen);
    • 96v Vom Beten und Lesen der Hl. Schrift (Isidor);

Bibliographie

Quellenangabe

  • Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung. München 1998. S. 98-98 [Digitaler Volltext]
Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-6076
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-6076
Lizenzangaben

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