Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 65

Bibliographische Beschreibung

Handschriftentitel
Augustinus : Psalmenkommentar
Entstehungsort
Chelles
Entstehungszeit
um 800
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
352 Blätter
Format
365 mm x 283 mm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-9172 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Cod. 65

Überblickbeschreibung

Augustinus: Psalmenkommentar

Die drei Codices enthalten in derselben Aufteilung wie die mittlerweile gedruckte Edition den Text der umfangreichen Erläuterungen des Augustinus (354-430) zu den Psalmen 1-50, 51-100 und 101-150. Die 'Enarrationes in psalmos' sind entweder in der Form von kurzen, wenig ausformulierten Erklärungen zu Wortlaut und Bedeutung jedes Psalmverses geschrieben oder sie sind Predigten an das Volk, die Augustinus im Anschluß an die Textverlesung gab. Oft beginnen die Darlegungen mit Hinweisen auf Ausführungen des Vortages, so daß man einer Tag für Tag, Psalm für Psalm fortschreitenden Unterrichtsreihe über das bereits in der Alten Kirche so beliebte Psalmenbuch beizuwohnen glaubt.

Das monumentale Werk wurde von insgesamt zehn Frauen abgeschrieben, die jeweils an das Ende des von ihnen bearbeiteten Teiles ihren Namen setzten: in Dom Hs. 63 Girbalda (86v), Gislildis (174v), Agleberta (263v), in Dom Hs. 65 Adruhic (73v), Altildis (151v), Gisledrudis (224v), Eusebia (289v) und ein mit den letzten Blättern verlorener Name, schließlich in Dom Hs. 67 Vera (105v) und Agnes (183v). Sie alle schrieben eine exakte karolingische Minuskel mit charakteristischen Eigenheiten, die Uncialis und gemischten Majuskeln der Titel und Psalmenzitate sind rubriziert und sauber ausgeführt, die seltenen Korrekturen meist ordentlich am unteren Textrand nachgetragen. Rubriziert sind in der Regel auch Incipits und Explicits, allerdings fehlen z.B. im Teil der Altildis (Dom Hs. 65, 74r-151v) häufig die Auszeichnungen der Psalmenzitate oder manchmal sind irrtümlich Textteile rubriziert (z.B. Dom Hs. 67, 75r ). In allen drei Codices finden sich, wenn auch nicht zahlreich, mehrfarbige Initialen. Lediglich in Dom Hs. 67 werden die ersten beiden Psalmen durch farbige Hohlkapitalen, zu Beginn sogar mit Flecht- und Schlangenbändern sowie einer Fischinitiale, feierlich hervorgehoben. Zumindest vier der Schreiberinnen wirkten auch an einer zweiten Abschrift desselben Werkes mit, von der Teile in einer Berliner Handschrift erhalten sind (Staatsbibl., Phillipps 1657; vgl. CLA VIII 1959; Bischoff 1966, S. 20). Eine Reihe weiterer Codices derselben Herkunft (etwa zwischen 785 und 810 entstanden) und der Ornamentstil haben Bischoff (1966) vermuten lassen, daß die Dom-Handschriften 63, 65 und 67 aus einem gut ausgestatteten Nonnenkonvent mit diszipliniertem Skriptorium in Nordostfrankreich stammen. Er hat hierfür den Ort Chelles vorgeschlagen, wo die Schwester Karls des Großen, Gisela (757-810) , einem Kloster als Äbtissin vorstand. Aus ihrem Briefwechsel mit Alkuin (um 730-804) wissen wir von der Existenz einer dortigen Bibliothek. Die Nachrichten von Nonnen als Schreiberinnen sind zwar zunächst spärlich, ihre diesbezügliche Tätigkeit ist jedoch als gängige Praxis aus englischen Klöstern bekannt und offenbar im 11. Jahrhundert sehr verbreitet gewesen.

Eingebundene Vorsatzblätter in Dom Hss.63 und 67 tragen den typischen Vermerk der Bibliothek Erzbischof Hildebalds (vor 787-818) CODEX SANCTI PETRI SUB PIO PATRE HILDEBALDO SCRIPTUS - Codex des hl. Petrus, unter dem frommen Vater Hildebald geschrieben -, der in Dom Hs. 65 möglicherweise mit dem Vorsatzblatt verloren ging. Die Codices wurden also vermutlich von dem Erzbischof in Chelles in Auftrag gegeben, der engen Kontakt zum Hof Karls des Großen pflegte.

Autor des Textes: Alexander Arweiler

Zustand und Zusammensetzung

Lagenstruktur
Lagen 1-88, 96+3, 10-148, 156, 16-278, 288+1, 29-358, 368+1, 37-438, 448-1 (die Lagen 2-4, 6, 43-44 sind zur Zeit noch falsch gebunden);
Seiteneinrichtung
Schriftspiegel 275 mm x 215 mm ;Blindliniierung mit Versalienspalten ( 9 mm ); einspaltig; meist 34 Zeilen.

Schrift und Hände

Lateinischer Text in brauner und schwarzer karolingischer Minuskel, rubriziert; Auszeichnungsschrift: Uncialis, Capitalis Quadrata und Rustica; 73v Schreibervermerk Adruhic scripsit.; 151v Schreibervermerk Altildis scripsit.; 224v Schreibervermerk Gisledrudis scripsit.; 289v Schreibervermerk Eusebia scripsit.; 349r Ps 99, 1-2a. Der Name der letzten Schreiberin ging mit den letzten Blättern der Handschrift verloren.

Buchschmuck

  • Zwei- und mehrzeilige mehrfarbige Initialen in Grün, Dunkelbraun, Gelb, Minium und Violett mit Miniumkontur zu Beginn jeder Predigt, bisweilen auch zu Beginn des Psalmentextes. (Vgl. Dom Hss. 63 und 67)

Einband

Einband: Pergament mit Streicheisenlinien über Pappe (Mitte 18. Jh.).

Geschichte der Handschrift

Provenienz
Besitzvermerk des 9. Jhs. (?) (1r); Darmstadt 2058. (Siehe auch Dom Hss. 63 und 67)

Inhaltsangabe

Zusammenfassung
Augustinus, Kommentar zu den Psalmen 51-99 (PL 36, 599-37, 1278;CCL 39, 623-1400;Stegmüller 1463;CPL 283). Die Lagen der Handschrift sind heute falsch gebunden. Die Beschreibung setzt die Abfolge der korrekten Bindung voraus. (Vorheriger Teil siehe Dom Hs. 63, Fortsetzung siehe Dom Hs. 65)
  • 1r Besitzvermerk des Kölner Doms ( 9. Jh.? ).
  • 1v Incipit: IN HOC CORPORE CONTINENTUR EXPOSICIONES PSALMORUM SANCTI AUGUSTINI A QUINQUAGESIMO PRIMO USQUE AD CENTESIMO .
  • 1v Ps 51 Incipit: Psalmus brevis est de quo loquendum .
  • 8v Ps 52.
  • 133v Ps 68 (sermo I).
  • 152r Ps 70, 1-16 (mit besonders hervorgehobener Rubrik und Initiale).
  • 160r Fortsetzung mit V. 16-24.
  • 165v Ps 71 (ohne hervorgehobenes Incipit).
  • 276v Fortsetzung mit V. 31-53.
  • 290r Fortsetzung mit V. 13-16.

Bibliographie

  • Hartzheim 1752, S. 34ff.
  • Jaffé/Wattenbach 1874, S. 21ff.
  • Decker 1895, S. 225, 233, Nr. 28
  • A. Chroust 1909, Ser. 2,1, Liefg. 6, Taf.10
  • Zimmermann 1916, S. 13, 78, 84, 219f., Taf.141
  • Jones 1929, S. 52ff., 59f.
  • CLA VIII 1959, Nr.1152
  • und VI 1953, S.XXII
  • Karl der Grosse 1965, S. 212, Nr. 369
  • Bischoff 1966, S. 16ff.
  • Jones 1971, S. 53ff., Nr. 15-17
  • U. Ziegler, Das Sacramentarium Gelasianum Bibl. Vat. Reg. lat. 316 und die Schule von Chelles, in: AGB 16 (1976), Sp. 1ff.
  • Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488-788, Ausst.Kat. München 1988, S. 451
  • F. Mütherich/A Weiner, Illuminierte Handschriften der Agilolfinger- und frühen Karolingerzeit, München 1989 (Ausst. Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung, hg. von H. Dannheimer, 16), S. 60, Nr. 39
  • Handschriftencensus 1993, S. 608ff., Nr. 1023, 1025, 1027
  • Collegeville 1995, S. 107ff.

Quellenangabe

Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-9172
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-9172
Lizenzangaben

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