Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 101
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Isidor von Sevilla: De ecclesiasticis officiis
Isidor von Sevilla (um 560-636) schrieb das Werk 'Über die kirchlichen Pflichten und Ämter' auf Veranlassung seines Bruders Fulgentius, Bischof von Astigi (Ecija, 80km östlich von Sevilla), zwischen 598 und 615 und teilte es sinngemäß in zwei Bücher. Das erste behandelt den Themenkreis um die Kirche, ihre Liturgie, Gebete und Hochfeste. Es erklärt die Psalmen, Hymnen, Antiphonen, Gebete, die Verfasser der biblischen Bücher, die Messliturgie und das Mönchsoffizium mit seinen Tages- und Nachtgebetsstunden, den Jahreskreis der kirchlichen Hochfeste von Weihnachten über Ostern zu Pfingsten und schließt mit den Festtagen, dem Essen von Fleisch und Fisch. Im zweiten Buch wendet sich Isidor den kirchlichen Ämtern zu. Er erklärt die Regeln der Kleriker, die Ordnung der Ämter (Subdiakon, Diakon, Priester, Lektor, Psalmist, Exorzist usw.), die Mönchsgemeinschaften, Stände der Frauen (Jungfrauen, Witwen, Verheiratete), das Glaubensbekenntnis sowie die Taufe und Firmung. Die Erklärungen zum Stoff holte sich Isidor aus der Bibel und den Schriften der Väter, um sie - ähnlich wie in seiner Enzyklopädie, den 'Etymologiae' - auf ihre vermeintlichen Anfänge zurückzuführen.
Lawson (1989) ordnete die Handschrift im Stemma (Stammbaum) dem Hyparchetyp L (J) zu, in dem sich einige im 9. Jahrhundert in Frankreich entstandene Handschriften finden (Brüssel, Bibl. Royale, Ms.9311-9319; Chartres, Bibl. Municipale, Ms.31; Rom, Bibl. Vaticana, Reg. lat. 191). Ob Dom Hs. 101 eine in Frankreich geschriebene Kopie ist und wie sie entstehungsgeschichtlich und künstlerisch mit der Gruppe zusammenhängt, kann hier nicht geklärt werden.
Zustand und Zusammensetzung
Schrift und Hände
Lateinischer Text in dunkelbrauner bis schwarzer karolingischer Minuskel, rubriziert; Auszeichnungsschrift in Unziale; Titel mit Anfangsbuchstaben in Form von Majuskeln, kapital und unzial, schattiert in Minium und Gelb, gelb schattiert auch die Titelzeile der Kapitel;
Buchschmuck
- Zu Beginn der Vorrede größere Initiale D(omino) (2r) in schwarzer Federzeichnung mit Bänderung in Minium und Gelb, lockere Bandverschlingungen an den Ecken und im Mittelbereich des Buchstabens.
Einband
Einband: Pergament mit Streicheisenlinien über Pappe (Mitte 18. Jh.).
Geschichte der Handschrift
Inhaltsangabe
- 1r/v Federproben und Besitzvermerk.
- 1r Zeichnung einer Pflanze, propterea.
- 1v LIBER SANCTI PETRI ( wohl 16. Jh. ).
-
2r/v
Titel: Prolog mit Widmung des Werkes Isidors an seinen Bruder Fulgentius und Capitulatio der 44 Kapitel des ersten Buches
(CCL 103, 1-3).
- 2r DOMINO MEO ET DEI SERVO FULGENTIO EPISCOPO Hyesidorus episcopus; quaeris a me originem officiorum - testificatio adhibetur auctorum. Incipiunt capitula I De ecclesia vel vocabulo Christianorum - XLIIII De carnium vel piscium. Cap. III De choris wurde vom Schreiber übersprungen, vom Korrektor aber ergänzt.
- 2r D(OMINO) .
- 2v-32r Titel: De ecclesiasticis officiis. Liber I, Cap. I-XLIIII (CCL 103, 4-50 ) Ea quae in officiis ecclesiasticis celebrantur - nec salvator nec apostoli prohiberunt.
- 32r-71r Titel: De ecclesiaticis officiis. Liber II, mit Vorrede und Capitulatio von Cap. I-XXVI (CCL 103, 51-108 ). INCIPIT LIBER SECUNDUS. Quoniam Origines causasque officiorum - Ut sermo noster paternis sententiis firmetur.
- 71r Leer, Federproben: blitgarius, ADALVUINUS ( 9./10. Jh. ). An vielen Stellen der Handschrift finden sich zeitgenössische Korrekturen ( 14v , 33v , 49v ), zudem Korrekturen eines Schreibers aus dem 12. Jh. ( 5v , 7v , 35v , 36v ). Schon Lawson (1989, S. 28*) beobachtete, daß Fol. 48-49 und 59-60 von zeitgenössischen Händen ergänzend geschrieben wurden.
Bibliographie
- Hartzheim 1752, S. 54
- Jaffé/Wattenbach 1874, S. 39
- C.M. Lawson, Sancti Isidori Hispalensis De Ecclesiasticis officiis, Turnhout 1989 (CCL 103), S. 28*, 138
- Handschriftencensus 1993, S. 632, Nr. 1065.
Quellenangabe
- Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung. München 1998. S. 260-260 (Anton von Euw) [Digitaler Volltext]