Isidorus Hispalensis: Quaestiones in Vetus Testamentum (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 98)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Isidor von Sevilla: Kommentar zum Alten Testament
Dom Hs. 98 enthält die 'Quaestiones' von Isidor, dem 636 verstorbenen Bischof von Sevilla, zu den sog. historischen Büchern des Alten Testamentes: den fünf Büchern Mose (Pentateuch), den Büchern Josua, Richter, Ruth, Könige und Esra. Die kurze Abhandlung zum Buch der Makkabäer fehlt in dieser Handschrift. Die 'Quaestiones' sind eine in der christlichen Literatur beliebte Gattung in Form von Fragen und Antworten zu bestimmten Themen. Isidor bedient sich in seinem Kommentar älterer Quellen, z.B. der Schriften des Origenes (um 185-um 254) und Gregors des Großen (590-604), denen damals eine hohe Autorität zukam. Während er die Genesis ausführlich nach dem Schema des mehrfachen Schriftsinns behandelt, beschränkt er sich bei den übrigen biblischen Büchern auf die typologische Ausdeutung. Möglicherweise hat Isidor diese dem Genesiskommentar zur Komplettierung eines nicht abgeschlossenen Werkes angefügt (R.J.H. Collins, in: TRE 16 [1987], S. 311).Die Handschrift wird von E.A. Lowe ( CLA VIII 1959) und B. Bischoff (Studien I 1966 und II 1967) der Schreibschule von Tours zugeschrieben und um die Mitte des 8.Jahrhunderts datiert. Zu den verwandten Codices zählen die touronischen Hieronymusbriefe Ms. 149 in Épinal (Bibl. Municipale), die im Jahre 744 oder 745 entstanden ( CLA VI, 762) und damit eine sichere zeitliche Eingrenzung der ganzen Gruppe erlauben. Verwandt ist nicht nur die Schrift, sondern auch die Angewohnheit, jede Lage nach der Durchsicht des Korrektors mit dem Zusatz 'requisitum est' zu vesehen, der in Dom Hs. 98 in tironischen Noten (Kurzschrift) erfolgt ist. Der Eintrag beleuchtet die Praxis eines gut organisierten mittelalterlichen Skriptoriums, in dem jede Handschrift nach der Fertigstellung auf ihre Richtigkeit überprüft wurde.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 89-90 (Ulrike Surmann)
Bibliographie
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