Rupertus Tuitiensis: De glorificatione Trinitatis et processione Spiritus Sancti (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 112)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Rupert von Deutz: De glorificatione Trinitatis et processione Spiritus Sancti
Die Handschrift enthält die neun Bücher zur Verherrlichung der Dreieinigkeit und zum Wirken des Heiligen Geistes des Rupert von Deutz (1075/80-1129/30; R. Haacke/F.J. Worstbrock, in: VL 8, Sp. 402ff.). Rupert, der im Lütticher Laurentiuskloster aufgewachsen war und nach vorangegangenen Aufenthalten um 1116 endgültige Aufnahme im Siegburger Michaelskloster unter Abt Kuno (1105-1126) gefunden hatte, verfaßte das Werk 1127/28 im Benediktinerkloster St. Marien und St. Heribert in Deutz, als dessen Abt er 1121 von Erzbischof Friedrich I. (1110-1131) eingesetzt worden war. Im Vorwort (10v-12r) wendet sich Rupert an seinen Freund und Förderer Kuno, als dieser schon Bischof von Regensburg (1126-1132) war, und bringt ihm in Erinnerung, daß er bei seiner Abreise nach Regensburg die meisten seiner Werke mitgenommen habe; dies ist für die Verbreitung von Ruperts Schriften im Bayerisch-Österreichischen sowie für den Einfluß der in Köln entstandenen Handschriften auf die Regensburg-Prüfeninger Buchkunst von Bedeutung. Ein Brief an den Papst (1v-3r) belegt, daß Rupert eine weitere Abschrift des in unserer Handschrift überlieferten Werkes Honorius II. (1124-1130) dediziert hatte; in diesem Schreiben bedauert der Autor, daß er ihm andere Schriften noch nicht habe präsentieren können, und beginnt die Aufzählung mit seinem 1123/24 geschriebenen Hauptwerk 'De victoria verbi Dei' (Vom Sieg des Wortes Gottes). Solche auch in andere Begleitbriefe eingefügte Aufzählungen der eigenen Arbeiten informieren sehr gut über das umfangreiche _uvre Ruperts, von dem der Zeitgenosse Reiner von Lüttich (1157-1230), Mönch im dortigen Laurentiuskloster, schreibt: Durch seinen Fleiß hatte er sich so bereichert, und seine Brust barg einen solchen Schatz, daß zwei oder drei Schreiber kaum das aufnehmen konnten, was er diktierte. Das 12. Buch seines 1125/27 geschriebenen Werks 'De gloria et honore filii hominis super Matthaeum' (Über Ruhm und Ehre des Menschensohns nach Matthäus) überliefert, eingebettet in einen Bibelkommentar, Ruperts Autobiographie. Seine Befürchtung, auch die eigenen Werke, "der größte Trost seines Lebens", beim Brand des Kastells Deutz auf der Köln gegenüberliegenden Rheinseite am 25. August 1128 zu verlieren - der das Kloster jedoch verschonte -, gab ihm Anlaß, über dieses verheerende Ereignis 'De incendio Tuitiensi' (Über den Brand von Deutz) zu schreiben. Ihm folgte nur noch 'De meditatione mortis' (Nachdenken über den Tod), dem der eigene Tod am 4. März (1129/30), wie es im Deutzer Memorialbuch überliefert ist, ein Ende setzte. Der schon zitierte Reiner von Lüttich schreibt darüber: "Plötzlich verbrannte er im Fieberhauch und welkte dahin". Die Initialen zu Anfang des Briefs, Prologs sowie der neun Bücher legen eine Entstehung der Handschrift im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts in Köln nahe. Wohl aufgrund der Arbeiten Ruperts dürfte auch im Deutzer Kloster ein Skriptorium tätig gewesen sein, in dem vermutlich der aus St. Emmeram in Regensburg stammende Clm 14055 der Bayerischen Staatsbibliothek in München entstand (Schnitzler II 1959, S. 27, Nr. 20); von ihm ist angenommen worden, daß es sich um das gegen 1124 geschriebene Dedikationsexemplar von 'De victoria verbi Dei' an Abt Kuno handelt. Die z.T. farbig gehöhten Rankeninitialen in beiden Codices dokumentieren eine verwandte Stilsituation.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 243-245 (Joachim M. Plotzek)
Bibliographie
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