Ambrosius Mediolanensis: De officiis ministrorum (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 37)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Ambrosius: De officiis
Mit den 'Drei Büchern über die Pflichten' verfaßte der hl. Ambrosius (um 339-397), einer der vier großen Kirchenväter und Vater des lateinischen Kirchengesangs, ein Kompendium christlicher Morallehre, das sich einerseits bewußt an Ciceros (106-43 v.Chr.) 'De officiis' anlehnt, andererseits jedoch durch eine Vielzahl von 'exempla' aus dem Alten Testament den Vorrang christlicher vor antik-philosophischer Ethik herausarbeitet (M. Testard, Saint Ambroise: Les devoirs, Bd.I, Paris 1984, S. 7ff.; K. Zelzer, in: Wiener Studien 107/108 [1994/95], Teil II, S. 481ff.). In der nach 386 entstandenen Schrift richtet sich Ambrosius als Bischof von Mailand in erster Linie an die Kleriker seiner Diözese. Wohl deshalb erscheint seit dem 9. Jahrhundert in einigen Handschriften die Titelfassung 'De officiis ministrorum': Von den Dienern im kirchlichen Amt erwartete man in besonderer Weise eine sittliche Lebensführung. Dom Hs. 37 hält dagegen in Incipit und Explicit am ursprünglichen Titel De officiis fest. Nicht unwichtig für die Überlieferung des Werks sind die in mittelalterlichen Florilegien (Blütenlesen) gerade aus dem Bereich der Kanonistik gesammelten Exzerpte. Solchen Quellen dürfte das 'Decretum Gratiani' seine zahlreichen Zitate aus Ambrosius''De officiis' (s. Dom Hss. 127 und 128, Kat.Nrn.55, 56) entlehnt haben.
Vier große Knollenrankeninitialen stehen am Beginn der 'Drei Bücher über die Pflichten' sowie eines direkt angeschlossenen kurzen Textes von Alkuin (um 796-804) über die Genesis. Unschwer lassen sie sich mit der Initialornamentik der Hirsauer Reformklöster verbinden (vgl. Dom Hs. 25, Kat.Nr.45). Die Federzeichnung entspricht farblich den Zwiefaltner Handschriften aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Neben die rein vegetabilen Initialen tritt ein zoomorphes Motiv: Mit seinem elegant nach hinten gebogenen Hals ersetzt ein kranichartiger Vogel bei Kapitel 6 des zweiten Buches den Anfangsbuchstaben 'S' (53r). Eine annähernd identische Erfindung bietet das Festepistolar aus Zwiefalten (Stuttgart, Württ. Landesbibl., Cod. brev. 121, 24r; K. Löffler, Romanische Zierbuchstaben und ihre Vorläufer, Stuttgart 1927, Taf.42a). Leider wissen wir nichts Genaueres über den Weg der Handschrift in die Kölner Dombibliothek. Sollte sie schon bald nach ihrer Entstehung in die rheinische Metropole gelangt sein, so ergäbe sich hieraus ein konkreter Lösungsansatz für Fragen, die sich bei Dom Hs. 25 (Kat.Nr.45) zur Vermittlung des Hirsauer Federzeichnungsstils an westliche Skriptorien gestellt hatten.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 258-259 (Beate Braun-Niehr)
Bibliographie
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