Alcuinus: Commentaria in sancti Johannis evangelium (lib. I-V) (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 107)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Alkuin: Kommentar zum Johannesevangelium
Der angelsächsische Gelehrte Alkuin von York (um 730-804), von Karl dem Großen
(768-814) nach langjähriger Tätigkeit als Leiter der Aachener Hofschule im Jahr 796 zum Abt von St. Martin in Tours bestellt, übersandte seinen Johanneskommentar in den Jahren 800 und 801 an Gisela
(757-810) und Rotrud
ca.775-810), Schwester und Tochter Karls des Großen, Äbtissin und Nonne im Kloster Chelles bei Paris. Das Werk war in zwei Teile geteilt, da Alkuin 800 zuerst die Bücher VI und VII mit der Passion Jesu Christi, 801 die Bücher I-V mit dem Leben Jesu vor der Passion erstellt hatte. Quellen waren Augustinus, Ambrosius, Gregor und Beda Venerabilis. Unsere Ausgabe enthält Buch I bis V und beginnt mit dem Brief der Gisela und Rotrud an Alkuin, in dem sie den Gelehrten zum Verfassen des Kommentars anregen. Es folgt alsdann der Antwortbrief Alkuins mit dem Wunsch, der Hl. Geist möge ihre Herzen mit seinen sieben Gaben erfüllen (optam vos, septiformis Spiritus gratia inspirante pectora vestra). Schon Rand (1929) und Koehler reihten die Handschrift in das Werk der Schule von Tours und zwar in die Spätzeit des Abtes Fridugisus (gest. 834) ein. Koehler (1963, S. 162, Taf.31g) verglich in Schrift und Initialstil den aus der Bibliothek von St. Martin in Tours stammenden Vergil, Codex 165 der Berner Burgerbibliothek, mit Dom Hs. 107. Ein wichtiges Indiz für den touronischen Herkunftsort beider Codices war die Verwendung von Gold im Initialschmuck. Beim Vergleich mit den Dom Hss. 108 (Buch I-VII) und 109 (Buch I-V), die ebenso Alkuins Johanneskommentar enthalten, fällt die tadellose Ausführung und buchkünstlerische Auszeichnung von Dom Hs. 107 besonders auf.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 215-219 (Anton von Euw)
Bibliographie
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