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Psalterium feriatum et Antiphonarium officii (pars aestivalis) (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 267)

Bibliographische Beschreibung

Sammeltitel
Psalterium feriatum et Antiphonarium officii (pars aestivalis)
Entstehungsort
Köln, Klarissenkloster St. Klara
Entstehungsort
Anhang: Köln, Fraterherren am Weidenbach
Entstehungszeit
um 1340/50
Entstehungszeit
Anhang: Anf. 16. Jh.
Hauptsprache
Lateinisch
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
386 Bll. (Zählung im Kalendarium [A], B - G (modern), im Hauptteil in roten römischen Ziffern, ca. 16. Jh., mit Doppelungen und fehlenden Blättern: I-LXII; LIII-CLXXV; CLXXVII-CCCLXX; CLXXIII)

[Anm. d. Bibl.: Die Zählung der Digitalisate folgt der vorhandenen Foliierung.]

Format
35,5 cm x 24,3 cm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-3605 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Cod. 267
Katalogsignatur
Handschriftencensus Rheinland: 1194

Überblickbeschreibung

Psalterium feriatum und Antiphonar (Sommerteil)

Dieser prachtvoll illuminierte Codex setzt sich aus einem Psalterium feriatum und dem Sommerteil eines Antiphonars zusammen. Er wurde für das Kölner Domkapitel hergestellt und dort über mehrere Jahrhunderte hinweg verwendet, worauf etliche Besitzvermerke und Eintragungen auf dem Vorsatzblatt und innerhalb des Codex hinweisen. Es finden sich zahlreiche, oft mit Gold belegte Zierinitialen mit Rankenwerk und Drolerien wie etwa kleine Drachen. Fast jede Seite ist verziert mit Fleuronnée-Initialen in Rot und Blau sowie schwarz gezeichneten Cadellen mit roter Strichelung, Blattzier oder Karikaturen in Form von Gesichtern. Der Stil der historisierten Initialen und der spitzigen Rankenausläufer mit Efeu-Blättern wurde in der Forschung häufig diskutiert. Gemeinsamkeiten mit dem Rennenberg-Codex (Cod. 149) wie die genannten Drachenmotive oder auch die Gnadenstuhlinitiale (fol. 296r) führten dazu, dass das Antiphonar dem Skriptorium des Kölner Klarissenklosters zugeordnet wurde – zusammen mit der Düsseldorfer Brevier-Handschrift Ms. C 60 (Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf) und dem sogenannten Xantener Missale (Xanten, Stiftsarchiv, H 144).

Das Skriptorium der Klarissen war im 14. Jahrhundert aktiv und ist besonders bekannt für seine mit aufwendiger Buchmalerei versehenen liturgischen Bücher. Im Bestand der Diözesanbibliothek stammt auch das Graduale für die Dominikanerinnen in St. Gertrud (Cod. 1150) aus dieser Werkstatt. Dort wie auch in anderen Werken finden sich zahlreiche kleine Nonnenfiguren am Rande, die zum Teil mit den Namen der Schreiberinnen oder Malerinnen aus dem Kloster versehen sind. Hierzu gehörte u.a. Loppa vom Spiegel, die den Codex Holm. A 172 (Königliche Bibliothek Stockholm) im Jahre 1350 anfertigte und dort auf fol. 106v ihren Namen hinterließ.

Der Vergleich mit anderen Handschriften der Klarissen zeigte, dass die Handschrift in der dritten Phase der Skriptoriumstätigkeit entstand. Dies ist zwar auch die Zeit, in der Loppa vom Spiegel in der Werkstatt tätig war; der Codex wurde jedoch nicht von ihr, sondern vermutlich von zwei ihrer Mitarbeiterinnen hergestellt. Neben einer weitaus geringeren Qualität der Malereien spricht dafür die Verwendung von zwei bestimmten „Kryptosignaturen“ – kleinen roten Scheiben mit weißen Mustern, die in Zierstäbe oder Ranken eingefügt wurden. Da jeweils immer nur eine Kryptosignatur pro illuminierter Seite vorkommt, waren wohl zwei verschiedene Malerinnen an der Herstellung beteiligt, die sich die Arbeit untereinander aufteilten.

Der Codex wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg durch das Kölner Domkapitel verwendet. Dies erschließt sich aus Besitzeinträgen der Kantoren und Scholaster sowie Nachträgen von Texten und Melodien neuer Heiligenfeste. So finden sich in der gesamten Handschrift, vor allem aber ab fol. 348r Ergänzungen von mehreren späteren Händen. Ab fol. 360r wechselt zudem der Stil der Zierinitialen. Hierbei handelt es sich um mehrfarbige Ornament-Initialen, die wohl aus dem Skriptorium der Fraterherren am Weidenbach stammen, einer der produktivsten Werkstätten Kölns im 15. und 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die Blattzählung in roter Tinte am oberen Teil der Seiten. Auch die Neubindung aus dem Jahre 1628 belegt die rege liturgische Nutzung des Codex.

Autoren des Textes: Amelie Paulsen, Harald Horst

Schrift und Hände

Lateinischer Text in dunkelbrauner und schwarzer gotischer Minuskel von mehreren Händen; rubriziert

Buchschmuck

  • 6-zeilige Zierinitialen in Deckfarben und Blattgold mit Rankenausläufern bis zu den Seitenrändern und Drolerien (Drachen, Hunde, Vögel usw.). Die meisten Darstellungen beziehen sich sehr direkt auf den Inhalt des nachfolgenden Psalmtextes:
  • Fol. 13r B(eatus vir): König David mit Harfe
  • Fol. 20r I(lluminatio mea): König David zeigt auf seine Augen
  • Fol. 24v D(ixi custodiam vias meas): Wanderer mit Stab, Mantel und Burse(?)
  • Fol. 29r D(ixit insipiens): Ein Mann mit einer Keule und einem Stein (?) in den Händen
  • Fol. 33v S(alvum me fac): König David als Ertrinkender wird von Gott bewahrt
  • Fol. 38v E(xultate deo adjutori nostro): König David sitzend, 4 Glocken mit 2 Hämmern schlagend
  • Fol. 43v C(antate Domino canticum novum): Mönche stehen singend vor einem Chorpult
  • Fol. 48v D(ixit Dominus Domino meo): Christus thronend mit einer Weltkugel in der linken Hand
  • Fol. 49v D(ilexi quoniam exaudiet): Der thronende Christus hält vier weiße Kugeln (Brote?) in einem Tuch
  • Fol. 72v P(lacebo domino): Das gleiche Motiv wie zuvor (fol. 49v), da nach der Antiphon der gleiche Psalm folgt.
  • Fol. 88r V(eni Sancte Spiritus): Pfingstdarstellung - Maria mit den Jüngern, über denen der Heilige Geist in Gestalt einer Taube schwebt
  • Fol. 94v G(loria tibi Trinitas): Gnadenstuhl - der thronende Gottvater hält Christus am Kreuz
  • Fol. 107r D(eus omnium exauditor est): König David weist mit dem linken Zeigefinger gen Himmel
  • Fol. 171r D(a quaesumus omnipotens Deus): Darstellung des hl. Dionysius von Paris , der seinen Kopf in den Händen trägt, am Beginn des Proprium de sanctis
  • Fol. 296r G(loria tibi Trinitas): Gnadenstuhl - das gleiche Motiv wie auf fol. 94v
  • Fol. 330v Die E-Initiale am Beginn des Commune sanctorum wurde herausgeschnitten.
  • Weitere Initialen in Deckfarben ohne Blattgold:
  • Fol. 351v E(xurgens): blau-rot gespaltene Initiale mit Federzeichnungen (Knospen, Eierstäbe usw.)
  • Fol. 360r S(unt de hic): blau-rot gespaltene Initiale im Stil der Fraterherren mit Federzeichnungen, im Binnenfeld gerollte Blätter und Rankenwerk vor grünem Hintergrund
  • Fol. 369r V(iderunt ingressus): blau-rot gespaltene Initiale wie zuvor (fol. 360r)
  • Dazu durchgehend unterschiedlich große Initialen in Rot und Blau mit Fleuronnée-Verzierungen oder einfache Lombarden.
  • Cadellen in schwarzer Federzeichnung, teils rot akzentuiert, oft mit karikierten Gesichtern.

Einband

Ursprünglich weißes, heute dunkel verfärbtes Leder über Holz mit Datumsprägung "ANNO 1628"; Streicheisenlinien; Rollen- und Plattenstempel; Messingbuckel mittig und an den Ecken, teils beschädigt; Reste von zwei Schließen.

Geschichte der Handschrift

Provenienz
Verblasster Besitzvermerk des 17. Jh. auf fol. [A]r oben: "Cant[orum] Ecclesiae metropolitanae [Coloniensis]".

Inhaltsangabe

  • Incipit: Beatus vir qui no(n) abiit in consilio impior(um) Explicit: et iusticia eius manet in saeculum saeculi. Alleluya. Viderunt omnes
  • Fol. [A]r-[A]v abgelöster Spiegel mit nachgetragenen Gebeten (15. Jh.) sowie Einträgen verschiedener Scholaster oder Kantoren aus dem 17. Jh.
  • Fol. Br-Gv Kalendarium
  • Fol. 1r-12v Nachträge zum Antiphonar, ca. 15. Jh.
  • Fol. 13r-59v Psalterium in der liturgischen Ordnung
  • Fol. 59v-53av Cantica, Te Deum, Symbolum Athanasianum
  • Fol. 55av-62ar Hymnen zum Stundengebet
  • Fol. 66v-72v Officium in diebus dominicis
  • Fol. 72v-78v Officium defunctorum
  • Fol. 78v-79r Marianische Antiphonen
  • Fol. 79v-87r "Venite exultemus Domino" in verschiedenen Vertonungen
  • Fol. 87r-87v Nachträge zum Antiphonar, ca. 15. Jh. (wie fol. 1r-12v)
  • Fol. 88r-168r Antiphonarium: Proprium de tempore
  • Fol. 171r-330r Antiphonarium: Proprium de sanctis (hl. Urbanus Pp. bis Andreas, danach "In dedicatione ecclesiae" und Nachtrag: Beda Venerabilis)
  • Fol. 330v-348r Antiphonarium: Commune sanctorum
  • Fol. 348v-349v Verschiedene Nachträge (15.-16. Jh.)
  • Fol. 350r-359v Antiphonarium: Ergänzungen von Heiligenoffizien (15.-16. Jh.)
  • Fol. 360r-370v Nachtrag: In festo transfigurationis Domini (16. Jh. Anf.)
  • Fol. 373r-[374]v abgelöster Spiegel mit Nachträgen (15./16. Jh.) und Besitzvermerken (17. Jh.)
Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
 
Überarbeitet von Harald Horst; Amelie Paulsen
Ort
Köln
Datum
2024
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-3605
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-3605
Lizenzangaben

Die Bilder sind unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 veröffentlicht

Diese Beschreibung und alle Metadaten sind unter der Lizenz CC BY-NC 4.0 veröffentlicht

Klassifikation