Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 1
Bibliographische Beschreibung
Zustand und Zusammensetzung
Schrift und Hände
Vorreden teilweise in größerer, Evangelientext und Kapitelverzeichnisse in kleiner karolingischer Minuskel mit dunkelbrauner bis schwarzer Tinte. Anfangsbuchstaben nach Interpunktionen im Text unzial mit Tinte, Initialen zu den Anfängen der Eusebianischen Sinnabschnitte kapital in Minium, ebenso, doch etwas größer, die Initialen zu den Anfängen der Capitula. Anfangszeilen der Capitula in Uncialis. Die marginalen Kapitelzahlen und Zahlen der Eusebianischen Canones in Minium, die Konkordanzen in Tinte. Auszeichnungsschriften in roter und schwarzer Capitalis quadrata, Uncialis oder Capitalis rustica sowie in goldener, silberner und violetter Capitalis monumentalis auf Purpurstreifen. Zu den Anfängen der Prologe Initialen in Gold und Silber mit Deckfarbenmalerei in Purpur, Grün, Gelb, Orange (Minium), Weiß und Schwarz, die auf die Initiale folgenden ersten Zeilen in Uncialis. In diesen Farben auch die Kanontafeln und Initialen der Evangelienanfänge. Zum Beginn des Matthäusevangeliums Titel- und Initialzierseite, zu den übrigen Evangelienanfängen Titel und Initialen in der linken Spalte mit nachfolgendem unzialem Text.
Einband
Pergament mit massiver Deckelfüllung aus Papiermache, Mitte des 18. Jahrhunderts.
Geschichte der Handschrift
Entstehungsgeschichte: Die von Erzbischof Hermann I. (890-925) dem Kölner Dom geschenkte Handschrift gehört zu den berühmten, im Benediktinerkloster St. Martin zu Tours (Frankreich, Loire) entstandenen einbändigen Riesenbibeln, deren Redaktion und Organisation Abt Alkuin
(796-804) zu verdanken sind. Er unternahm diese Arbeit im Auftrag Karls des Großen
und überreichte ihm das erste Exemplar im Jahre 800. Diese Bibelausgabe wurde in Tours unter den Nachfolgern Alkuins
, Fridugisus
(807-834) und Adalhard (834-843) weiter produziert, sie erreichte in künstlerischer Hinsicht unter Abt Vivian (843-851) mit dem König Karl dem Kahlen
846 überreichten Exemplar, nämlich der Bibel Lat. 1 der Bibliotheque Nationale zu Paris, ihren Höhepunkt. Cod. 1 des Kölner Domes wird zwischen 857-862 datiert, damals leitete der Aachener Erzkaplan Hilduin das Kloster. Der Aufwand zur Herstellung einer solchen Bibel war beträchtlich. Für ein Doppelblatt brauchte man ein Tier, das bedeutet für eine Bibel mit 388 Blättern (= 194 Doppelblättem) 194 Schafe oder Ziegen. Nach der Analyse von Albert Bruckner
waren an der touronischen Bibel von Moutier-Grandval, Add. Ms. 10546 der British Library, London, ohne Rubrikatoren und Titelschreiber, 24 Schreiber beteiligt.
Die Evangelien nehmen im Bibelpandekten Alkuins mit den Vorreden und Kanontafeln, jedoch ohne Capitulare Evangeliorum, einen würdigen, durch Initialschmuck besonders ausgezeichneten Platz ein. Die Reihenfolge der Vorreden ist zwar anders als im Evangeliar Schnütgen-Museum, Köln, G 531, anders sind auch die Kapitelverzeichnisse, doch wird der Anfang des Evangelienteils durch die große Initiale N(ovum opus) gebührend eingeleitet. Die sog. kleinere lateinische, zwölfseitige Kanonfolge wird in Cod. 1 auf vier Seiten verteilt, das sonst bis zu 200 und mehr Blätter beanspruchende Evangeliar, schrumpft so im Typus der Riesenbibel auf 36 Blätter zusammen. Dadurch rücken sich die Inschrift- und Initialkunst anders als in den Evangeliaren komponierten Initialzierseiten der vier Evangelien viel näher. Kanontafeln und Initialzierseiten der Handschrift zeugen von der hohen buchkünstlerischen Kultur und Tradition der Schule von Tours, die seit den Tagen Alkuins
über ein ganzes Jahrhundert Bücher schuf, die im Stellenwert des karolingischen Kulturerbes an der Spitze stehen.
Inhaltsangabe
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Fol. 1r
Titel: Besitzvermerke
LIBER S(AN)C(T)I PETRI A PIO PATRE HERIMANNO DATUS
Schenkung Erzbischof Herimanns I. von Köln
(890-925).
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Fol. 298v-300r
Vorreden zu den vier Evangelien.
- 298r leer,
- 298v Titel: Prolog Novum opus,
- 299r Titel: Prolog Sciendum,
- 300r Titel: Prolog Ammomus quidem.
-
Fol. 302v-312r
Matthäusevangelium mit Kapitelverzeichnis und Vorrede.
- 303r Titel: Matthäus-Argument Matthäus ex luciaea,
- 303v Titelseite INCIPIT EVANGELIVM SECVNDVM MATTHEVM ,
- 304r Initialzierseite LIBER GENERATIONIS IH(ES)V XP(IST)I FILII D(AVI)D FILII ABRAHA(M) ,
- 312r Schluß des Matthäusevangeliums.
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Fol. 312r-317v
Markusevangelium mit Vorrede und Kapitelverzeichnis.
- 312r Titel: Markus-Argument Marcus evangelista,
- 312v Kapitelverzeichnis (I-XLVI),
- 313r Initialzierspalte mit Incipit und Initiale I(NITIVM),
- 317v Schluß des Markusevangeliums.
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Fol. 317v-326v
Lukasevangelium mit Vorrede und Kapitelverzeichnis.
- 317v Titel: Lukas-Argument Lucas Syrus,
- 318r Kapitelverzeichnis (I-LXXIII),
- 318v Initialzierspalte mit Incipit und Initiale Q(VONIAM),
- 326v Schluß des Markusevangeliums.
Bibliographie
- J. Jaffé, W. Wattenbach, Ecclesiae Metropolitanae Coloniensis Codices Manuscripti, Berlin 1874, No. l.
- W. Koehler, Die karolingischen Miniaturen I, l, Berlin 1930, Nr. 47.
- E. K. Rand, A Survey of the Manuscripts of Tours. Studies in the Script of Tours I, Cambridge Mass. 1929, No. 137.
- Derselbe, the Earliest Book of Tours with Supplementary Descriptions of other Manuscripts of Tours, Studies in the Script of Tours II, Cambridge Mass. 1934, p.118 ss.
- B. Fischer, Die Alkuin-Bibeln, in: J. Duft, B. Fischer, A. Bruckner, E. J. Beer, A. A. Schmidt, E. Irblich, Die Bibeln von Moutier-Grandval. British Museum Add. Ms. 10546, Bern 1971, S. 64, 66 passim.
Quellenangabe
- Euw, Anton von: Das Buch der vier Evangelien - Kölns karolingische Evangelienbücher. Begleitheft zur Ausstellung des Schnütgen-Museums, Köln 7. April - 9. Juli 1989. Kölner Museums-Bulletin, Sonderheft 1/1989. S. 46-47
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