Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 1364
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Statuten der Bruderschaft von St. Ursula
Die Ursulabruderschaft ("Patrizierbruderschaft") wurde wahrscheinlich bald nach dem großen Pestzug, der auch Köln 1349-1350 heimgesucht hatte, gegründet. In ihr hatten sich Angehörige der sog. Geschlechter, der führenden patrizischen Familien Kölns, zusammengeschlossen. Die Brüder bildeten also eine exklusive Genossenschaft, in die sie nur Standesgenossen aufnahmen. Um die Exklusivität noch zu erhöhen, haben die Stifter die Mitgliederzahl auf vierzig beschränkt. Der Hauptzweck dieser wie auch aller übrigen Bruderschaften war das Totengedächtnis, die Memorie. Ihr dienten die Namenslisten, die in das Bruderschaftsbuch eingetragen worden waren. Zur Totenmemorie fanden sich die Brüder einmal im Jahr in einem Gottesdienst zusammen, in dem der toten und lebenden Mitglieder namentlich gedacht wurde. An dem Tag trugen die Brüder Kerzen in die Kirche und steckten sie auf einen Kerzenbalken. Anschließend richteten die geschäftsführenden Meister ein Mahl aus, an dem alle Genossen teilzunehmen hatten. Am selben Tag legten die Meister Rechenschaft ab und traten zurück; die Brüder wählten danach neue Meister.
Die vorliegende Handschrift wurde wohl um oder kurz vor 1360 angelegt und ist damit eines der ersten in Köln überlieferten Bruderschaftsbücher. Seine Entstehungsgeschichte ist kompliziert: Wahrscheinlich bildeten zunächst die Blätter 1 bis 4 und 14 bis 15 eine Lage, in die die Statuten und die älteste Mitgliederliste eingeschrieben wurden. Da der Platz für Nachträge in der Namensliste bald nicht mehr ausreichte, fügten die Meister noch im 14. Jahrhundert ein Blatt (16) an, in das die Liste von 1393 eingetragen wurde. Schließlich schob man im 15. Jahrhundert die Blätter 5 bis 13 ein, auf die die Meister Zusätze zu den Statuten und weitere Namenslisten mit Nachträgen schreiben ließen. Das Buch blieb während des gesamten 15. Jahrhunderts in Benutzung und wurde erst später durch ein anderes ersetzt. Die Bruderschaft hat bis wenigstens zur Zeit des Gelenius im 17. Jahrhundert existiert, dann verliert sich ihre Spur. Die patrizische Bruderschaft wurde wahrscheinlich schon vor dem Ende der reichsstädtischen Zeit 1794 aufgelöst.
Zustand und Zusammensetzung
Schrift und Hände
Ripuarischer Text mit niederdeutschen Einsprengseln in brauner Textura (Fol. 1-4, 14-15), wenig rubriziert; Buchminuskel (Fol. 5-6); braune Textura, Buchminuskel und Kursive (Fol. 7-9, 11-12); z.T. gestrichelte Textmajuskeln; zweizeilige rote Eingangsinitiale; Marginalglossen.
Einband
Einband: Leinen über Pappe (aus jüngster Zeit); darunter der ursprüngliche Pergamenteinband der Handschrift (Fol. A und B).
Geschichte der Handschrift
Inhaltsangabe
- Ar Leer.
- Av Bibliotheksstempel.
-
1r-Br
Titel: Statuten der Bruderschaft von St. Ursula in Köln, um 1360
(K. Militzer, Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaft vom 12. Jahrhundert bis 1562/63, Bd.II, Düsseldorf 1997 [Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 71], S. 1314-1332; J. Solbacher/ V. Hopmann, Die Legende der hl. Ursula. Die Geschichte der Ursula-Verehrung, Köln 1964, S. 69; P. Heusgen, Ursula-Bruderschaften in Köln, in: JbKGV 20 [1938], S. 167-170; A. Schnyder, Die Ursulabruderschaften des Spätmittelalters, Bern und Stuttgart 1986 [Sprache und Dichtung NF 34], S. 499-502)
- 1r In Goydis namen amen. Dit synt dey gesetz -
- 4v sware overlensche gulden of me.
- 13r Leer.
- 13v Beschluß von 1406 , laut welchem dem Schreiber am Kölner Schöffengericht Johannes van Eylsich sieben Gulden Bruderschaftsgeld des Gerart vanme Lewen ausgezahlt wurden. Der Schreiber setzte Everhart van Coyvelczhoyven zu Bürgen.
- Br Besitzvermerk Vill 557 .
- Bv Sent Ursula ( 14. Jh.? ).
Bibliographie
- G. Wegener, Geschichte des Stifts St. Ursula in Köln, Köln 1971 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins 31), S. 132
- Handschriftencensus 1993, S. 770, Nr. 1306
- K. Militzer, Ursulabruderschaften in Köln, in: JbKGV 66 (1995), S. 42.
Quellenangabe
- Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung. München 1998. S. 530-531 (Klaus Militzer) [Digitaler Volltext]
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