Beschreibung von Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 43

Bibliographische Beschreibung

Handschriftentitel
Altes Testament
Entstehungsort
Mittelitalien
Entstehungszeit
Ende 8. Jh. / um 800
Beschreibstoff
Pergament
Umfang
167 Blätter
Format
300 mm x 203 mm
Persistenter Identifier
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-15305 Persistent Identifier (URN)
Weitere Angaben
Land
Deutschland
Ort
Köln
Sammlung
Dombibliothek
Signatur
Cod. 43

Überblickbeschreibung

Altes Testament

Die Handschrift enthält nicht etwa das gesamte Alte Testament, sondern einen Auszug mit den Büchern Job, Tobias, Judit, Esra und Ester. Ihnen sind die Vorreden des Hieronymus (347/348-419/420) als gesonderte Lagen vorangestellt. Erst die Reform unter Karl dem Großen (768-814) brachte einbändige Bibeln hervor, die sog. Pandekten, denen verschiedene Teilausgaben wie diese als Textvorlage dienten (vgl. Dom Hs. 1, Kat.Nr. 25). Laut Bischoff (1981, S. 35) und Lowe ( CLA VIII 1959) wurde Dom Hs. 43 Ende des 8. Jahrhunderts oder um 800 in Mittelitalien geschrieben. Paläographisch verwandt sei z.B. ein Codex in Perugia (Bibl. Capitolare, Ms.2), der vielleicht auch dort entstanden ist. Kurz nach ihrer Entstehung ist Dom Hs. 43 möglicherweise nach Freising gelangt, wo sie als Vorlage für Clm 6225 (München, Staatsbibl.; zwischen 811 und 836) gedient haben könnte (Fischer 1963), um anschließend - noch in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts - ihren Weg nach Köln zu finden, wie die Schrift einiger Glossen belegt ( CLA VIII 1959).

In ihrer Ausstattung verrät die Handschrift die Wertschätzung des Textes. Schriftzierseiten mit farblich reihenweise wechselnder Capitalis stehen am Beginn der Prologe und der biblischen Bücher. Große Initialen mit dicht verwobenem Flechtwerk und eigenwillig daraus hervorwachsenden Blättern markieren den Anfang der einzelnen Bücher. Ungewöhnlich ist die Doppelung des Buches Ester. Dem Vulgatatext sind die ersten beiden Kapitel der altlateinischen Fassung aus der Zeit vor der Hieronymus-Übersetzung als Prolog vorangestellt. Diese relativ seltene Textredaktion - Dom Hs. 43 ist der älteste Zeuge - entstand vielleicht in Mittelitalien, breitete sich von dort nach Monte Cassino und Oberitalien aus und findet sich auch in Clm 6225 (Fischer 1963). In der Kunstgeschichte scheint die Handschrift dagegen keine Spuren hinterlassen zu haben. Ob sie womöglich noch zur Zeit Hildebalds (vor 787-818) nach Köln gelangte, ist nicht sicher zu belegen.

Autor des Textes: Ulrike Surmann

Zustand und Zusammensetzung

Lagenstruktur
Lagen 18, 24, 3-66+2, 7-88, 96+2, 108, 116+2, 128, 13-178, 184+2+2, 19-218, 222+1 ;
Seiteneinrichtung
Schriftspiegel 227 mm x 150 mm ;Blindliniierung mit Versalienspalten zu je beiden Seiten der Kolumnen (5mm, nur am Außenrand der äußeren Kolumne 11mm; in der 1. Lage an der inneren Kolumne zur Seitenmitte hin 2 Versalienspalten von 5mm); 2 Spalten von je 65mm Breite und 20mm Abstand; 21 oder 25 Zeilen (variiert von Lage zu Lage).

Schrift und Hände

Lateinischer Text in schwarzer und dunkelbrauner karolingischer Minuskel, rubriziert; Auszeichnungsschrift: Uncialis (Rubriken) und Capitalis; z.T. zeitgenössische Korrekturen, vereinzelt in insularer Schrift (vgl. Collegeville 1995 ); ein- und zweizeilige Anfangsbuchstaben in dunkelbrauner und schwarzer Tinte;

Buchschmuck

  • Zu Beginn einzelner Textabschnitte zwei- und mehrzeilige Initialen mit ockerfarbenem Buchstabenkörper; zu Beginn der Prologe mehrzeilige, zu Beginn der Bücher große mehrfarbige Initialen mit geometrischen, vegetabilen, zoomorphen, Zopf- und Flechtbandmotiven; Incipit und Explicit in zeilenweise abwechselnder blauer und Minium-Capitalis zu Beginn der Prologe und biblischen Bücher als Schriftzierseite.

Einband

Pergament mit Streicheisenlinien über Pappe (Mitte 18. Jh.).

Geschichte der Handschrift

Provenienz
Kurz nach ihrer Entstehung gelangte die Handschrift nach Freising und bald darauf nach Köln (s. Text); Darmstadt 2038.

Inhaltsangabe

  • 1r Zeitgenössischer oder wenig späterer Nachtrag in hellbrauner Tinte, mit der auch Korrekturen im Text ausgeführt wurden (z.B. 80r ): biblische Exzerpte (Mt 20, Psalmen).
  • 1v-12r Prologe und Capitula.
    • 1v Schriftzierseite zu den Prologen Incipit: IN XPISTI NOMINE INCIPIUNT PROLOGI HISTORIARUM IN PRIMIS SUPER LIBRUM IOB. BEATI HIERONIMI PRESBITERI .
    • 2r Prolog zu Job Incipit: C(OGOR) ; auf dem rechten Seitensteg servite Domino in timore - dient dem Herrn in Furcht.
    • 4r Prolog zu Tobias Incipit: C(ROMATIO ET ELIODORO) .
    • 4v Prolog zu Judit Incipit: A(PUD HEBREOS) .
    • 5r Prolog zu Ester Incipit: L(ibrum Ester) .
    • 5v Prolog zu Esra Incipit: U(TRUM DIFFICILIUS).
    • 7v Capitula zum 1. und 2. Buch der Makkabäer.
  • 12v-167v Die Bücher Job, Tobias, Judit, Esra und Ester.
    • 12v Schriftzierseite zu den biblischen Büchern Incipit: IN NOMINE DOMINI SUMMI INCIPIT LIBER HESTORIARUM AEDITUM A GERONIMO PRESBITERO .
    • 13r-56r Job Incipit: V(IR ERAT) .
      • 23v Unbeholfene Federzeichnung eines Fabelwesens.
    • 56r-72r Tobias.
      • 56v Incipit: T(OBIAS EX TRIBU ET CIVITATE NEPHTALIM).
      • 70r Runenritzung SNINEFI/IFENINS (Kruse 1976).
    • 72r-94v Judit.
      • 72v Incipit: A(RFAXAT ITAQUE).
    • 94v-139v 1. und 2. Buch Esra.
      • 94v 1. Buch Incipit: I(N ANNO PRIMO).
      • 113r 2. Buch Incipit: E(T FACTUM EST): Fische.
    • 139v-167v Ester.
      • 139v Ester (Vetus latina) Incipit: A(NNO SECUNDO).
      • 144r Ester (Vulgata) Incipit: I(N DIEBUS ASVERI).
    • 166r Zeichnung einer Ranke zwischen den Textspalten.

Bibliographie

  • Hartzheim 1752, S. 26f.
  • Jaffé/Wattenbach 1874, S. 13f.
  • Decker 1895, S. 226, 239f., Nr. 52
  • Frenken 1923, S. 54
  • CLA VIII 1959, 1148
  • B. Fischer, Bibelausgaben des frühen Mittelalters, in: Settimane di Studio del centro italiano di studi sull'alto Medioevo X: La Bibbia nell'alto medioevo, Spoleto 1963, S. 541
  • Karl der Grosse 1965, S. 222, Nr. 385 (B. Bischoff)
  • B. Fischer, Bibeltext und Bibelreform unter Karl dem Großen, in: B. Bischoff (Hg.), Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben II: Das geistige Leben, Düsseldorf 1965, S. 215.
  • CLA Suppl. 1971, S. 62
  • P.-M. Bogaert, Recensions de la vieille version latine de Judith II: Le "Monacensis", in: RevBén 85 (1975), S. 241ff.
  • N. Kruse, Die Kölner volkssprachige Überlieferung des 9. Jahrhunderts, Bonn 1976, S. 353f.
  • Bischoff, Studien III 1981, S. 35 Anm.151, S. 132, Nr. 58
  • B. Fischer, Lateinische Bibelhandschriften im frühen Mittelalter, Freiburg 1985 (Vetus Latina 11), S. 53ff., 167, 188, 196, 199, 418
  • Schmitz 1985, S. 138
  • Handschriftencensus 1993, S. 596f., Nr. 1003
  • Collegeville 1995, S. 70f.

Quellenangabe

  • Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung. München 1998. S. 68-69 (Ulrike Surmann)[Digitaler Volltext]
Impressum
Herausgeber
Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln
Redaktion
Im Rahmen des DFG-Projekts CEEC bearbeitet von Patrick Sahle; Torsten Schaßan (2000-2004)
 
Bearbeitung im Rahmen des Projekts Migration der CEEC-Altdaten von Marcus Stark; Siegfried Schmidt; Harald Horst; Stefan Spengler; Patrick Dinger; Torsten Schaßan (2017-2019)
Ort
Köln
Datum
2018
URN
urn:nbn:de:hbz:kn28-3-15305
PURL
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:kn28-3-15305
Lizenzangaben

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