Signatur König 4
Inv. 2017/0262
Pariser Stundenbuch
Lateinisches Stundenbuch nach dem Brauch von Paris
Paris, um 1410-1420
Material
Pergament, 201 Blätter mit alter Blattzählung (ein Vorsatz- und 2 Nachsatzblätter aus Papier); 158 × 114 mm; Lagen (z.T. mit Wortreklamanten): 1-26, 38, 44, 5-88, 96, 10-158, 168-1 (Blatt 118 fehlt), 176, 188, 196, 208, 216, 228, 236, 248, 256, 26-278, 286; Schriftspiegel: 84 × 53 mm; einspaltig; 14 bzw. 17 (Kalendar) Zeilen; Liniierung in Braun.
Ausstattung
Lateinischer Text (Kalendar, Abschlussgebete und Rubriken in Französisch) in brauner Textura, rubriziert; Versalien rot schattiert; ein- bis dreizeilige Initialen in Blattgold auf Blau und Mauve, mit weißem Filigran; Zeilenendungen in der gleichen Art; aus zwei- und dreizeiligen Initialen nach links ausstrahlender Randschmuck meist in Textspiegelhöhe, an einfachen Tintenlinien mit Tropfenformen und Blüten in Deckfarbe oder Blattgold, fast ohne Dornblattformen; dreizeilige Initiale mit Buchstabenkörper in Deckfarben auf Blattgold mit ausstrahlendem Doppelstab und Ranken (197v); in der gleichen Art zwei- und dreizeilige Initialen mit Dornblattfüllung unter den Miniaturen, daraus ausstrahlend zwei- bis vierseitige Rahmenleisten in unterschiedlicher Form: entweder als Doppelstäbe, als breite Dornblattleisten oder als Leisten mit Baluster- bzw. Knotenformen und Dornblatt; von den unterschiedlichen Zierleisten entweder farbige Spiralranken mit unterschiedlich gefärbtem Dornblatt ausstrahlend oder dünne Tintenlinien, nicht immer mit den Leisten verbunden, mit goldenem Dornblatt bzw. grünen naturalistisch konzipierten Blättern, z.T. mit Tieren und Figuren; vierzehn große Miniaturen in Deckfarben mit Gold.
Einband
Maroquineinband des späten 18. Jhs., die Deckel mit doppelten Streicheisenlinien in Gold und radial gestellten Eichelzweigen in den Ecken sowie Ornamentbordüre u.a. mit Rosetten auf dem Rand des Innenspiegels; fünf Bünde: ein Titelschild »OFFICE DE L’EGLISE«, die anderen fünf Felder mit zentraler Blüte, farnähnlichen Zweigen in den Zwickeln und von den Seiten eingreifenden Eicheln; Innendeckel und Vorsatz: Marmorpapier; Goldschnitt.
Vorbesitzer
Der Beter vor der Madonna (114r) ist nicht identifiziert; auf dem letzten Blatt in Bleistift die Initialen H. B., von einem Kreis umschlossen, daneben der Vermerk »August 74«; aus der Sammlung Phillips und des späten Neil F. Phillipps, Q.C.
Inhalt
1r-12v Kalendar, französisch, voll besetzt (Festtage: u.a. 20.1. Saint Fabien, 21.1. Sainte Agnes, 22.1. Saint Vincent, 27.1. Saint Julien, 27.3. la resurreccion, 23.4. Saint George, 19.6. Saint Gervais, 25.6. Saint Eloy, 4.6. Saint Martin, 22.7. la Magdalena, 25.8. Saint Louis, 1.9. Saint Giles, 29.9. Saint Michiel, 9.10. Saint Denis, 23.11. Saint Clement).
13r-19r Evangelienlesungen (Joh, Lk, Mk, Mt) 13r Johannes auf Patmos.
19v-23v O(bsecro te); für einen männlichen Gläubigen eingerichtet.
24r/v leer.
25r-100v Marienoffzium (Paris); Textanfänge hier und auf den anderen Bildseiten unter den Miniaturen. 25r Verkündigung an Maria. 52r Heimsuchung. 65r Geburt Christi. 72r Anbetung der Könige. 77r Verkündigung an die Hirten. 82r Flucht nach Ägypten. 87r Darbringung Christi im Tempel. 95r Krönung Mariens.
101r-107v Kreuzoffizium. 101r Kreuzigung.
108r-113v Hl.Geistoffizium. 108r Pfingsten.
114r-117r Marienmesse. 114r Maria und Kind mit davor knieendem Beter. S(Alve sancta parens). 118r/v fehlt; war wahrscheinlich leer.
119r-139v Bußpsalmen mit Litanei (Ivo, Aegidius, Ludwig). 119r thronender Gottvater.
140r-191v Totenoffzium (Paris). 140r Einsegnung des Sarges.
191v-197v Fünfzehn Freuden Mariens. D(Oulce dame).
197v-201r Sieben Fragen an unseren Herrn Jesus Christus. D(Oulx Dieu).
201v-202v leer.
Literatur
Kat. Sotheby’s London, 23.6.1998, Nr. 65 (dort noch mit der Datierung in das späte 14.Jh.).
Ars vivendi – Ars Moriendi. Die Handschriftensammlung Renate König, hrsg. und bearb. von Joachim M. Plotzek, Katharina Winnekes, Stefan Kraus und Ulrike Surmann, München 2001, Kat. 4, S. 110-117.
Yuko Katsutani, Les peintures murales de Saint-Bonnet-le-Château: à la recherche de leur auteur (fin du XIVe - début du XVe s.), Turnhout 2023. |