Hieronymus: Commentarii in Esaiam (lib. X-XVIII) (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 47)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Hieronymus: Kommentar zum Buch des Propheten Isaias
Aus der Fülle der exegetischen Schriften des hl. Hieronymus (347/348-419/420) enthält Dom Hs. 47 die Bücher 10-18 seines Kommentars zu Isaias, während die ersten neun Bücher dieses Bibelkommentars in Dom Hs. 48 überliefert sind, die erst im 12. Jahrhundert, wohl ebenfalls in Köln, entstand. Der beträchtliche Umfang der insgesamt achtzehn Bücher der Isaias-Auslegung hat mehrfach zu einer zweibändigen Edition geführt, wie sie beispielsweise auch in Codex 31-32 der Stiftsbibliothek zu Klosterneuburg aus dem 12. Jahrhundert überliefert ist (Lambert II 1969, S. 81). Hieronymus gab mit diesem 408/409 geschriebenen Werk eine allegorische Deutung des prophetischen Textes, der bereits um 397 eine rein historische Erklärung vorangegangen war. Noch bevor er für einige Jahre nach Rom zurückging, hatte er außerdem im Jahre 381 in Konstantinopel, wo er die Lehrvorträge des Gregor von Nazianz (um 326-um 390) hörte, den Traktat 'De Seraphim et calculo' über Kapitel 6 des Isaias verfaßt, der seine Begeisterung für die allegorische Exegese des Origenes (um 185-um 254) widerspiegelt; er ist in seinem _uvre als Brief 18 (an Papst Damasus) überliefert. Schließlich belegt sein um 402 in Bethlehem entstandener 'Tractatus contra Origenem de visione Isaiae' über dieselbe Stelle bei Isaias mit überaus polemischen Formulierungen seine Abkehr von der allegorischen Auslegungsmethode des Origenes, der er selbst doch so viel verdankte. Noch für das Mittelalter bleibt die Divergenz von hoher Wertschätzung und gleichzeitigem Vorbehalt gegenüber den Schriften des Origenes charakteristisch, die unter anderem in der perplexen Auseinandersetzung durch Hieronymus gründet (vgl. auch Y.-M. Duval, Jérome entre l'occident et l'orient. La tradition du commentaire de Jérome sur Isaié, Paris 1988).
Die pergamentausgesparten Rankeninitialen auf vorrangig blau-grünem Grund zu Beginn jedes Buches in Dom Hs. 47 lassen sich in die spätottonische Kölner Buchkunst nach der Mitte des 11. Jahrhunderts integrieren. Nächstvergleichbar ist der Initialschmuck in der 'Vita sancti Goaris' des Wandalbert von Prüm (Wiesbaden, Hess. Landesbibl., Cod. 34) mit einem sehr frühen Besitzvermerk des Heribertklosters in Köln-Deutz sowie mit der Ausstattung des Bibelbandes (1-2 Sam, 1-2 Kg, 1-2 Chr) A1 der Universitätsbibliothek in Düsseldorf (Plotzek, in: AaKbII 44 [1973], S. 315f.), der wie unsere Hieronymus-Handschrift aus Groß St. Martin in Köln stammt (G. Karpp, in: G. Gattermann [Hg.], Kostbarkeiten aus der Universitätsbibliothek Düsseldorf, Wiesbaden 1989, S. 30f., Nr. 8). Vermutlich handelt es sich hier um Arbeiten dieses Benediktinerklosters, in das mit dem Regierungsantritt Erzbischof Annos II. von Köln (1056-1075) Marianus Scotus (1028-1082) eintrat und aus dessen Skriptorium sich auch aus nachfolgender Zeit qualitätvoll ausgestattete Cimelien erhalten haben.
AÜberblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 185-185 (Joachim M. Plotzek)
Bibliographie
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