Collectio canonum Dionysio-Hadriana (Köln, Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek, Cod. 115)
Bibliographische Beschreibung
Überblickbeschreibung
Collectio canonum Dionysio-Hadriana
Die kirchenrechtliche Sammelhandschrift gehört dem Typus nach zu der in Rom unter Papst Hadrian I. (772-795) zusammengestellten, auf der Ausgabe des Dionysius Exiguus (um 470-gest. vor 556) fußenden und im Jahr 774 vom Papst seinem Freund Karl dem Großen (768-814) überreichten, römischen Sammlung von Canones (= Konzilsbeschlüsse) und Decretales (= päpstliche Antwortbriefe auf kirchliche Rechtsfragen). Das Dedikationsexemplar enthielt ein noch in einigen Kopien erhaltenes, feierliches Gedicht, das den König mahnt, den Geist der römischen Kirche auf alle Zeit zu bewahren Genium servare sanctae ecclesiae in aevo Romanae (Maassen 1870, S. 965ff.; Schaller/Könsgen 3838). In Dom Hs. 115 wurde das Gedicht nicht übernommen, doch ist es wahrscheinlich, daß sie dem Stammbaum des einst am kaiserlichen Hof in Aachen aufbewahrten Urexemplares angehört und im Auftrag von Karls Kanzler, Erzbischof Hildebald von Köln (vor 787-818), geschrieben wurde, in dessen Bibliothek sie schließlich gelangte. Von allen Canones-Sammlungen ist die Dionysio-Hadriana diejenige mit den meisten überlieferten Handschriften. Maassen (1870, S. 441ff.) konnte schon 71 Codices auflisten, denen Mordek (1975, S. 245f.) noch etwa 20 anfügte.
Jones (1971, S. 20) sah in Dom Hs. 115 das Produkt vorwiegend zweier unter Hildebald im Kölner Dom-Skriptorium arbeitender Hände, von denen A die Canones (2r-121v) und B die Decretales (122v-223v) schrieb; eine Verteilung der Hände, die der Lagensignierung entspricht. Als Entstehungszeit schlug sie die mittlere Hildebald-Periode, das heißt die Zeit von ca. 800 bis 810 vor. Vergleicht man jedoch die einzige Initiale E(piscopus) (20r) von Dom Hs. 115mit Initialen von Dom Hs. 83II (Kat.Nr.24), kommen dort nur Initialen der beiden ersten, 798 datierten Lagen mit Flechtbandfüllung zur Gegenüberstellung in Frage. Einige Initialen wie das C(aelum) (152r) im 'Aratus'-Teil von Dom Hs. 83II zeigen zwar vergleichbare Tierkopfenden, jedoch ganz andere Binnenformen.
Überblickbeschreibung aus: Glaube und Wissen im Mittelalter. Katalogbuch zur Ausstellung, München 1998, S. 121-122 (Anton von Euw)
Bibliographie
Klassifikation |